Mehr als Himmel, Wind und Meer

Jeden Tag müssen wir hunderte Entscheidungen treffen, Emails beantworten, Telefonate führen, Fotoshootings planen und umsetzen, Kundengespräche führen und teilweise hetzen wir mit wenig Atem durch den Tag. Kann es auch anders sein ... JA. Wie schön, wenn die Welt so überschaubar wird wie auf Langeoog in der Winterzeit. Bei mir beginnt mein Tag mit Meerrauschen, Kakao schmecken und das erste Fahrgeräusch der ersten Räder die über Insel radeln. Wenn ich morgens auf meiner Freiluft Terrasse den Tag begrüsse, die Nordseeinsel befindet sich noch im Tiefschlaf oder Dornröschenschlaf.

Winter auf Langeoog. Es riecht nach Salz, der Wind bläst Dir ins Gesicht, vor mir rauscht das Meer. Die Nordsee, dahinter einfach nur der Horizont. Am Wasser halte ich inne. Schaue aufs Meer. Und entscheide mich: Ich gehe links, gegen den Wind und lasse mir mein ganz privates Salzpeeling im Gesicht schenken.

Langeoog, Nordsee, Ostfriesland, Niedersachsen, Reisen, Urlaub

Mehr muss ich ja heute nicht wissen, da ich nur mit meinen Kameras über die Insel streife. Langeoog wird mir den Weg zeigen. Ich muss mir heute diese Fragen nicht stellen "Welchen Termin muss ich heute erst erledigen, was esse und kaufe ich ein und welche Email beantworte ich zuerst?  

Rechts das Meer, links die Dünen und ich am Strand ... mit diesem ständigen Bild wandere ich am Wasser entlang und nehme mir Zeit Fotomomente mehrmals aus der unterschiedlichen Perspektive zu fotografien. 

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Das Bild verändert sich kaum, das Grau des Winters wird zu dem neuen Bunt. Mal wird der Strand schmaler, mal stehe ich nur vor Priel, die Dünen höher oder schmaler, oder die Sandbank verlängert das Meer. Der Wind treibt Sandkörner in breiten Bahnen über den Sandboden und aus Sand wird eine wilde bildliche Wüste.

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Immer weiter laufe ich am Meer entlang, stetig, in regelmäßigem fotografischen Rhythmus. Dabei denke ich an nichts, schmecke das Salz auf meinen Lippen und geniesse den Ostwind auf meiner Haut - Peeling von der Natur geschenkt. 

Meine Kameras finden das neue Bunt „Strand, Dünen, Meer und Horizont – die Grautöne" wechseln sich ab. Gleichzeitig leeren diese Farben auch meinem Kopf beim fotografieren. Lassen unserer Probleme des Alltags auf Bonsaigröße schrumpfen. Und geben einem das Gefühl, dass alles gut wird. Weil es gut ist. Raum für Ruhe, für spüren, für loslassen und dies alles ohne schlechtes Gewissen.

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Im Winter haben die wenigen Besucher auf Langeoog den Strand ganz für sich alleine und für mich als Fotografin der große Vorteil, dass Dir keiner ins Bild rennen kann :-). 

Hin und wieder trifft man trotzdem jemand: einsame Strand Wanderer, junge Familien, rüstige Rentnerpaare, von Kopf bis Fuß in Schals, Mützen oder Funktionskleidung gehüllt. Teilweise sehen sie aus als wenn sie eine Bergbesteigung durchführen wollen. Aber der Winterwind hat es auch ganz schön in sich, ich halte mich dabei an den Zwiebellook, nur an den Händen scheint dies nicht zu funktionieren und zumal ich mit Handschuhen nicht fotografieren kann.

Ich laufe Richtung Osten der Insel und schaue dabei auf die Salzwiesen, wo ich wieder Rumbis Rinder mit den Kameras besuche. Anderes Licht, andere Momente aber die friedlichen Kühe, die ich bereits im Sommer bei meiner Fotostory hautnah ruhend kennen lernen durfte. Teilweise findet man Schilder mit folgender Aufschrift „Ruhezone“, und „Vogelbrutgebiet“. So ist das hier im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, Welterbe der Unesco. Die Natur wird geschützt und bleibt weitgehend sich selbst überlassen, der Mensch muss Rücksicht nehmen. Dies ist mehr wie gut so!

Abends geht man in der „Weinperle" wo ich öfters ein gutes Buch mit einem leckeren Glas Wein für mich geniesse, oder mich mit lieben Freunden ganz spontan treffe. Ein Paar sitzt am Nachbartisch und unterhält sich. Sie: "Und was machen wir morgen?" Er: "Am Strand wandern." Sie: "So wie heute?" Er: "So wie heute." Sie: "Und wie gestern." Er: "Ja, so wie jeden Tag."

Ein neuer Morgen, wieder stehe ich am Hauptstrand von Langeoog, da ich heute nochmals auf Motivsuche gehen möchte ... das Licht was mich erwartet lässt mich nur noch mit offenen Mund staunen. Der kalte Ostwind ist vergessen, es zählt nur der Moment. 

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Dieses Mal gehe ich rechts den Strand entlang, mit dem Wind. Das Standbild von gestern liegt wie gespiegelt vor mir: links das Meer, in der Mitte der Strand, rechts die Dünen. Auch heute wird mir die Insel den Weg zeigen, ich höre den Wind, die Brandung, meine Schritte. Atme ein, atme aus. Kühle Winterluft, salzige Meeresluft sind meine einzigen Begleiter. 

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Die Flut naht, meinen Rückweg trete ich durch die Dünen an, der Nebel des Tages hat sich verzogen und damit auch der Salzgeschmack des Nebels, den Nebel ist nicht nur Nebel auf Langeoog, sondern "Salznebel". 

Der Ostwind treibt den Nebel beiseite und so unverhofft wie schön zeigt sich die Wintersonne. Ich kann nicht anders und muss nochmals an den Strand zurück. Obwohl mir mein Inneres eigentlich sagt "Dani ab unter die heisse Dusche und warm werden" streife ich durch den Sand und der Auslöser der Kamera bekommt Schluckauf, da ich jeden Sonnenmoment im Winter festhalten möchte.

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Momente die wir geschenkt bekommen, für einen Moment oder wenige Minuten. Wo Du nur mittendrin bist, es aufsaugst und du dieses warme Bauchgefühl erlebst.

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Die Natur legt in den Wintermonaten eine Ruhepause ein und schöpft Kraft für das Kommende. Der Winter auf Langeoog ist der Moment nach innen zu horchen, einmal ganz bei sich selbst zu sein, die Natur, den Strand und das Meer viel intensiver zu genießen als es in den Sommermonaten. Verletzlich und wunderschön ist die Landschaft Langeoogs, gebaut aus Sand, Himmel und Meer. Der Wind formt sie immer wieder neu. Und viele Besucher kehren vielleicht nicht als besserer Mensch, aber doch irgendwie geläutert nach Hause nach einem Urlaub auf Langeoog zurück. Denn anders als im Sommer ist man zur kalten Jahreszeit nicht auf Langeoog, um am Strand zu liegen oder sich im Strandkorb den Hintern platt zu sitzen. Wer warm bleiben möchte, muss sich eben bewegen, entdecken, spüren und sich treiben lassen.

Beim Fotografieren hier im Winter suche ich das neue Bunte in den grauen Farben, oder staune über Winter Sonnenuntergänge die man im Winter so nie vermutet. Mit Handschuhen, Schal und Bummelmütze streife ich über die Insel um dabei bereits schon Ausschau zu halten, Ausschau auf neue Motive, die ich dann im erwachenden Frühling auf Langeoog fotografieren möchte.

Der Winter auf Langeoog ist anders, anders das Du bereit sein musst ihn anzunehmen, bereit zu sein das Allein sein zu geniessen, bereit die Ruhe wieder aufzunehmen und das schlechte Gewissen beseite zu stellen wenn Du einen Tag mit dem Winterwind einfach nur verbummelst. Zeitfresser loslassen - iPhone, Mac, und Internet mal einfach sein lassen, inneren Raum schaffen, indem ich meine Ansprüche, Aktivismus, Perfektionismus, Erlebnishunger und alles einfach mal sein lasse und einfach nur da bin. 

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Den Augenblick wahrnehmen – diesen dann wieder loslassen, an mir vorbei ziehen lassen. Das Gefühl zu habe, die Welt dreht sich wieder langsamer und wir können aufatmen und wieder durchatmen.

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2 Kommentare:

  1. Ich war als Kind sehr oft mit meinen Eltern im Februar auf der Insel, Sand buddeln - Fahrrad fahren und das schönste war mit meinen Eltern stundenlang im Strand zu sein. Nach diesen einmaligen Fotos ist die Lust definitiv wieder da, Langeoog im Winter zu erleben. Danke sagt Michael.

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    1. Das klingt ja supi .... vielleicht kommst ja nochmals zurück auf die Insel :-).

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